Überall in Deutschland protestieren Studierende gegen die, von Politiker_innen und universitären Entscheidungsträger_innen in den letzten Jahren extrem verschärften Studienrealitäten. In Bremen hingegen ist es der für all die Schweinereien der letzten Jahre mitverantwortliche Rektor, der nun die ca. 20.000 Universitätsangehörigen an einen maximal 200 Menschen fassenden Ort einlädt, um über das Treiben der wenigen Menschen zu debattieren, die an der Uni bestimmen, wo es lang geht. Was von ihm, der gerade von Financial Times und CHE zum Kandidaten für den Hochschulmanager des Jahres erklärt wurde, als „offener Dialog“ angekündigt wird, wird zur Farce, wenn mensch bedenkt, dass Langzeit- und Verwaltungsgebühren, die Verkleinerung der Uni um 25%, völlig überzogene Zulassungskriterien, Anwesenheitslisten, Prüfungsstress, überfüllten Stundenpläne, überfüllte Seminare, die Abschaffung der Mittagspause und weiteres nur mit diesem Rektorat, den ihm treu ergebenen Dekan_innen und Professor_innen möglich waren.
Diese Maßnahmen waren kein dummes Versehen von Menschen, die es nicht besser wussten. Sie sind Teil eines Interessenkonfliktes, der sich zwischen dem Wunsch nach einem freien Konkurrenzkampf zwischen Universitäten, Wissenschaftler_innen und Studierenden einerseits und dem Wunsch nach einem solidarischen Miteinander, nach selbstbestimmten Lernen und Leben und nach einer an den gesellschaftlichen Konfliktfeldern ausgerichteten Forschung anderseits manifestiert. Wenn die Mandatsträger_innen einer allumfassenden Ökonomisierung von Lehre und Forschung nun mit den Objekten dieses Prozesses ins Gespräch kommen wollen, dann nicht, weil sie diesen Prozess umzudrehen gedenken, sondern weil sie ihn optimieren wollen. Denn was bringt nach kapitalistischer Logik schon ein_e Bachelorstudent_in, die/der nach dem Abschluss vor lauter Bulemielernen gar nichts mehr hat, was noch für den/die Arbeitgeber_in ausgekotzt werden kann oder die/der gar psychisch völlig ausgebrannt und somit nicht mehr richtig arbeitsfähig ist? Dies kann auch aus der Perspektive einer bestmöglichen Verwertung von Humankapital nicht hingenommen werden. Deshalb scheinen gerade allerorts Politiker_innen und Rektor_innen auf die studentischen Proteste gegen BA/MA einzugehen, während sie noch vor wenigen Jahren bei den wesentlich massiver geführten Protesten gegen die Einführung von Studiengebühren ignorant blieben.
Aber genau diese Perspektive der ökonomischen Inwertsetzung von Menschen ist nicht die unsere. Wir wollen selbstbestimmt lernen, leben und forschen. Dafür brauchen wir nichts anderes als Freiräume, die wir zeitlich und inhaltlich nach unseren eigenen Bedürfnissen ausgestalten können. Lasst uns all das dem Rektor dieser Universität und denjenigen, die sich auf seine Seite stellen, am Mittwoch zu hören und zu spüren geben.
Freie Bildung für Alle
denn das GW3 ist uns nicht genug!